
Die besten Musik-Alben des Monats
Die Musik-Tipps4U für den SeptemberDer August mag noch ein Monat vergleichsweise kleiner musikalischer Brötchen (dafür aber großer Festivals) gewesen sein. Aber im September wird wieder in die Vollen – zumindest wenn man all die Namen in den Ring wirft, die sich jetzt schon für Herbst und Winter in Stellung bringen. Sabrina Carpenter etwa, die sich schon bald auf einer Stufe mit Lady Gaga oder Madonna wähnen darf. Die Twenty One Pilots, deren Fanbase zu den verschworensten Haufen überhaupt gezählt werden darf. Oder Machine Gun Kelly, der als mgk endgültig ganz große Brötchen auch für den Mainstream backen darf. Dazu wehmütige Erinnerungen an die Italienurlaube der Kindheit, fröhlich stimmende Kinderlieder und eine Künstlerin, die durchaus als Vorbild für unsere Kids durchgehen darf: Fertig ist das perfekte Schulstart-Gesamtpaket, das von der Elterngeneration bis zu den Jüngsten alle glücklich macht. In diesem Sinne: Willkommen zurück!
Italia
Ja, Herr Brönner sucht das Glück. Und so wie es im Fall von „Italia“ aussieht, fehlt ihm dazu auch kein Stück. Gefunden hat er es nämlich mit Jazz- und Soundästhet Nicola Conte zusammen in Rom und in Bari, wo er sich an italienischen Songstandards überwiegend der 1970er- und 1980er-Jahre abgearbeitet hat. Und zwar nicht nur an weithin bekannten Klassikern wie „Viva la Felicità“ oder „Quando, Quando, Quando“ (übrigens zusammen mit Giovanni Zarrella), sondern auch an unbekannteren Werken und Soundtrack-Arbeiten etwa von Ennio Morricone. Nicht zu vergessen einige Eigenkompositionen des Trompeters, die sich nahtlos ins Repertoire des italienischen Lebensgefühls einfügen. Das übrigens längst nicht nur instrumental verbraten wird. Unter anderem dank Gastsängerinnen und -sängern wie eben Zarrella, Mandy Capristo, Chiara Civello oder Mario Biondi, die Brönners Dolce Vita auch eine Stimme verleihen.
Back to the Boots
„Boss Burns“ Alec Völkel und „Hoss Power“ Sascha Vollmer schwingen sich wieder in ihre Sättel und melden sich in schönster Willie-Nelson-Manier auf der Straße zurück („On The Road Again“). Und weil einmal zurück sein anlässlich des 20. Bandjubiläums offenbar nicht reicht, hat man sich für „I’ll Be Back“ gleich noch Verstärkung in Gestalt von Arnold Schwarzenegger ins Boot (bzw. in die Karre) geholt. Der hat zwar nicht viel zu tun, außer seinen ikonischen Satz zu sagen, aber der gibt dem aktuellen Hit von The BossHoss ordentlich Feuer und spült außerdem richtig viel Geld in die Kassen von Schwarzeneggers Klimaschutzprojekt. Auch sonst lassen sich die beiden Kult-„Cowboys“ nicht lumpen in Sachen mitreißender Americana-Versatzstücke. Noch immer verschießen Alec und Sascha Hits schneller, als ihre Schatten in Deckung gehen können. Nachzuhören nicht nur auf „Back To The Boots“, sondern auch zu Füßen dieser Stiefel auf der anstehenden Tour der beiden.
Punk ist tot
„Punk’s not dead?“ Von wegen! Swiss und seine Andern sehen das ein wenig anders. Zumindest im Titel ihres siebten Albums, das natürlich alles dafür tut, den Spirit des musikalischen Drei-Akkorde-Widerstands doch noch irgendwie am Leben zu erhalten. Dafür hat man sich Anfang des Jahres in ein nordfriesisches Schulgebäude eingemietet, um hier an den Skizzen für „Punk ist tot“ zu arbeiten, das 14 Songs lang den Widerspruch zwischen Titel und Inhalt aufzulösen versucht. Mit einem rohen, unmittelbaren und immer zwingend mitreißenden Sound, der inhaltlich das Politische mit dem Privaten, das Apokalyptische mit dem Hoffnungsvollen und das Ernste mit dem Humorvollen konterkariert. Die Widersprüche also konsequent durchzieht zu einem Gesamtwerk, dem man unbedingt noch einen Nachfolger wünschen möchte. Weil tot ist hier noch lange keiner.
Lost Americana
Machine Gun Kelly ist nicht mehr Machine Gun Kelly, er nennt sich jetzt mgk. Mit seinem siebten Album – das hat er offenbar mit Swiss & Die Andern gemein – findet ein Prozess seinen Abschluss, der vor 13 Jahren mit einer packenden Mischung aus Rap, Rock und Songwriting begonnen hat und nun bei fast klassischem Storytelling angekommen ist. Bereits „Tickets To My Downfall“ war ja für den besten Rock-Grammy nominiert, mit „Lost Americana“ könnte es auch zum besten Popalbum reichen. Zumindest „Cliché“ könnte es mit seiner treibenden College-Pop-Hook in zahlreiche Hit-Compilations schaffen und Gleiches gilt für die „Vampire Diaries“, die sich definitiv stark in Richtung Mainstream lehnen. Was daran so „lost“ sein soll, weiß zwar der Himmel, aber amerikanischer als je zuvor klingt mgk jetzt – eine Art nach allen Seiten offene Hitmaschine, die so ziemlich alles rausfeuert, was seine Heimat an musikalischen Einflüssen aufzubieten hat.
Man’s Best Friend
Dass hinter Sabrina Carpenter mehr steckt als nur die kleine und sich aufreizend gebende Hitmaschine, die Männerfantasien beflügelt und jungen Mädchen Selbstbewusstsein einflößt, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Die Ex-Disney-Prinzessin ist tatsächlich ein wandelnder „Espresso“, ein koffeinstarkes Aufputschmittel, das Beine ebenso in Bewegung bringt wie Diskussionen. Etwa mit dem Cover ihres neuen Albums „Man’s Best Friend“, das sie in fast schon unverschämt unterwürfiger Pose zeigt, womit sie genau jene Stellung einnimmt, die toxische Männer der Frauenwelt gerne zuweisen würden. Ein Spiel mit Klischees, das Carpenter so gut beherrscht wie kaum eine andere. Die volle Breitseite gegen die Männerwelt gab’s nicht umsonst gleich mit der ersten Single: Wer sich nach „Manchild“ noch überlegen fühlt, der hat irgendwas wirklich nicht verstanden.
Die schönsten Kinderlieder – Tanzen & Feiern
Helene Fischer hat sich ein Stück weit neu erfunden, seit sie nicht nur Deutschlands Pop- und Schlagerkönigin Nummer eins, sondern auch noch Mutter geworden ist. Etwas kürzer treten in Sache bombastische Liveshows bedeutet allerdings nicht, in der Zwischenzeit auf die Musik zu verzichten. Als Mami weiß sie schließlich, was Groß und Klein am meisten verbinden kann: das gemeinsame Singen (und Tanzen). Das hat sie bereits mit „Die schönsten Kinderlieder“ erfolgreich durchexerziert. Weshalb sie nun die Fortsetzung folgen und uns alle zusammen „Tanzen & Feiern“ lässt. Abermals gibt sie dafür den beliebtesten Klassikern den unverwechselbaren Helene-Touch. Und uns die Gelegenheit, etwas Neues von ihr zu hören – insbesondere dann, wenn ein neues Soloalbum weiter auf sich warten lässt.
Ich lieb mich, ich lieb mich nicht
Drei Jahre ist es jetzt her, dass Nina Chuba mit „Wildberry LiIlet“ angestoßen hat und damit Eltern- wie Kindgenerationen gleichermaßen begeistern konnte. Weil beim Ex-„Pfefferkorn“ Nina Katrin Kaiser ein gesundes Frauenbild immer noch etwas stärker im Vordergrund steht als Bauch, Beine und Po oder ein versautes Image. Bei Nina Chuba ist die freche Schnauze immer gerade so frech, wie es angebracht ist, das Verständnis für junge Mädchen glaubhaft groß und die Entertainerin-Qualitäten so groß, dass sie dem ein oder anderen gerne mal die Show stielt. Gleiches gilt für ihr – die „Farbenblind“-EP mal ausgenommen – zweites Album „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“, das schon im einfachen Kinderspiel ein Dilemma zum Ausdruck bringt, das viele junge (und auch ältere Fans) umzutreiben scheint: die oft viel zu tiefe Kluft zwischen Selbsthass und Selbstvertrauen. Eine bessere und smartere Nachhilfelehrerin in Sachen Kinder- und Jugendpädagogik könnten wir uns kaum wünschen.
Breach
Seit mindestens „Blurryface“ stricken Tyler Joseph und sein Drummer Josh Dun am Mythos rund um den fiktionalen Kontinent Dema, seine neun Bischöfe und den Kampf des Sängers gegen seine inneren Dämonen und diejenigen, die sie zu beherrschen trachten. Und wer gedacht hat, die Geschichte sei mit seiner endgültigen Wandlung und dem schockierenden „Hello Clancy“ zu Ende erzählt gewesen, der sieht sich glücklicherweise getäuscht. Mit „Breach“ löst das Duo aus Ohio jenen Wunschtraum ein, den die Fans seit Erscheinen von „Clancy“ hegten: dass es sich nur um den ersten Teil eines Doppelalbums gehandelt haben könnte. Eine spektakuläre Welttournee später jedenfalls wird „The Contract“ zwischen Dema und Tyler und der zwischen den Twenty One Pilots und ihren Fans eingelöst: mit 13 mitreißenden und alle Genres in ein mächtiges Soundgewand gießenden Songs, an deren Ende (hoffentlich) endlich die Erlösung steht. Fortsetzung (immer noch) nicht ausgeschlossen
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