
Pubertät verstehen
Mein Kind pubertiert! Was Eltern jetzt wissen müssen und was wirklich hilftZwischen dem 11. und 18. Lebensjahr läuft in den Köpfen unserer Kinder ein ziemlich tiefgreifender Umbauprozess ab. Das Gehirn sortiert sich neu – und das tut es leider nicht ganz geräuschlos. Die „Schaltzentrale“ wird umprogrammiert, die Emotionssteuerung läuft heiß, aber die Impulskontrolle steht noch auf Stand-by. All das passiert im Namen der Reifung – wirkt auf die entnervten Eltern aber oft wie Sabotage. In unserer jüngsten Lifestyle-Ausgabe haben wir unter Bezugnahme auf den Pixar-Hit „Alles steht Kopf“ bereits humorvoll zu erklären versucht, warum Teenager ticken, wie sie ticken. Hier geht es nun einen Schritt weiter. Was können Eltern in dieser herausfordernden Phase konkret tun – und was lassen sie besser? Kurz: Wir schauen uns die Dos and Don’ts der Pubertät etwas genauer an.
1. Ruhe bewahren – auch wenn der Haussegen schiefhängt
Gelassenheit ist mehr als ein Erziehungsstil, sie wirkt nachweislich deeskalierend. Studien zeigen, dass Kinder mit emotional stabilen Bezugspersonen resilienter durch die Pubertät kommen. Wer also nicht jedes Türknallen mit einem Gegenschlag beantwortet, setzt ein wichtiges Zeichen: Ich bin da, auch wenn’s bei dir gerade kracht. Tipp: Ein paar tiefe Atemzüge helfen. Und ein kleiner innerer Reminder: Das nennt sich nicht Ablehnung, sondern Reifeprozess.
2. Zuhören statt verhören – Interesse statt Kontrolle
Teenager reden selten, wenn sie sich ausgefragt fühlen. Offenheit entsteht nicht durch Druck, sondern durch echtes Zuhören – ohne sofort eine Bewertung folgen zu lassen. Beispiel: Statt „Wieso kommst du schon wieder zu spät?“ lieber: „War dein Abend schön?“ Das öffnet Gesprächsfenster, statt – siehe oben – Türen zuzuknallen. Dafür gibt es übrigens wissenschaftliche Belege: Laut Entwicklungspsychologin Prof. Sabine Walper vom Deutschen Jugendinstitut fördern wertschätzende Gespräche das Selbstwertgefühl und die Beziehungsqualität in der Familie.
3. Vertrauen zeigen – auch wenn’s Überwindung kostet
Pubertät bedeutet Ablösung. Wer seinen Kindern Freiräume einräumt, stärkt ihr Verantwortungsgefühl – und meist auch das gegenseitige Vertrauen. Beispiel: Der erste Konzertbesuch ohne Eltern oder die erste U-Bahn-Fahrt – das sind kleine Rituale auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Achtung: Vertrauen bedeutet nicht grenzenlose Freiheit, sondern klare, aber faire Spielregeln. Stichwort: Vertrauensvorschuss statt Überwachung.
1. Machtkämpfe – verlieren alle Beteiligten
Diskussionen über Hausaufgaben, Zimmerordnung oder Bildschirmzeiten können eskalieren, wenn sie zur Grundsatzfrage werden. Beispiel: „Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst …“ ist ein sicherer Trigger. Besser: Themen entpersonalisieren, Optionen anbieten. Und: Nicht jedes Verhalten braucht eine sofortige Reaktion
2. Ironie und Sarkasmus – lieber sein lassen
Teenager verstehen Ironie, aber oft ganz anders, als sie gemeint ist. Was als lockerer Spruch gedacht war, kann als tiefgreifende Kränkung ankommen. Psychologische Einordnung: Das Selbstbild Jugendlicher ist in der Pubertät besonders verletzlich. Subtile Seitenhiebe treffen hier mitten ins Zentrum. Besser: klar, aber freundlich kommunizieren und echte Wertschätzung zeigen. Humor funktioniert nur dann, wenn er nicht auf Kosten des Kindes geht.
3. Rückzug der Eltern – fataler Fehler
Auch wenn Teenager sich abgrenzen: Ein kompletter elterlicher Rückzug wird meist als Desinteresse interpretiert. Beispiel: Wenn Sohn oder Tochter sich verschließen, braucht es nicht weniger, sondern andersartige Nähe, vielleicht beim gemeinsamen Kochen oder bei einem Gespräch während der Autofahrt. Merksatz: Bleiben Sie erreichbar – emotional wie praktisch! Auch wenn der Kontakt kurzzeitig eher einseitig erscheint.
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