Die besten Heimkinoveröffentlichungen des Monats
Unsere DVD-Tipps4U für den Juli

Wir geben es gern zu: Ans Wasser – wo es jeden vernünftigen Menschen im Hochsommer hinzieht – entführen uns nur drei unserer Home-Entertainment-Tipps im Juli. Aber die dafür so richtig! In der Animationsmeditation „Flow“ gibt es kaum etwas anderes, in „The Surfer“ leidet Nic Cage daran, dass man ihm die perfekte Welle vorenthalten will, und in „Parthenope“ wird die wunderschön mythische Hauptfigur sogar im Meer vor Neapel geboren. Was nicht heißt, dass uns die anderen Fantasywelten, in die wir uns stürzen dürfen, weniger begeistern können. Im Gegenteil: Sie bringen unser Blut so richtig zum Kochen. Auf dass wir wenigstens im Anschluss ans Heimkino im erfrischenden Nass die dringend benötigte Abkühlung suchen. Wir wünschen viel Spaß dabei!

 


 

Dass das Kino als Traumfabrik oft noch die schönsten Geschichten schreibt, zeigt dieser lettische (!!) Animationsfilm, der in den zurückliegenden rund zwölf Monaten so ziemlich alles abräumen konnte, was es abzuräumen gibt in diesem Segment – inklusive des Europäischen Filmpreises und des Animations-Oscars. Und das ganz ohne Disney/Pixar/DreamWorks oder viel Geld im Rücken. Dafür mit der eindrucksvollen, berührenden und aufwühlenden Geschichte einer Katze, die in einer Art Endzeit die Überreste menschlicher Zivilisation durchstreift und dabei – der Titel suggeriert es bereits – nicht nur die Angst vor dem Wasser verliert, sondern auch die Scheu vor ihren tierischen Begleitern. Das fantastisch visualisierte „Märchen“ kommt daher ganz ohne Dialoge aus, die Tiere dürfen Tiere und trotzdem in jeder ihrer Emotionen verständlich bleiben. Das Ergebnis: ein Animationsfilm, wie es ihn nur alle Jubeljahre gibt – allerdings auch ein Film, der bei Kindern unter zehn Jahren diffuse Angstgefühle auslösen könnte.

Nicolas Cage ist „The Surfer“. Mehr muss man fast gar nicht wissen zu dieser Genreperle, die im vergangenen Jahr in der Mitternachtssektion von Cannes zu sehen war und die einmal mehr unter Beweis stellt, dass Cage sein Händchen für bizarre Rollen in künftigen Kultfilmen nicht verloren hat. Im Gegenteil. Hier spielt er einen in den USA zu Wohlstand gekommenen Banker, den es zusammen mit seinem Sohn an den ikonischen Surfstrand seiner australischen Heimat zurückzieht. Hier haben nun allerdings die Bay Boys unter ihrem Guru Scully (Julian McMahon) das Sagen – und das lassen sie den surfwilligen Cage auch spüren. Sie schikanieren den Armen so lange, bis er obdachlos, verstört und dem Wahnsinn nahe auf einem Parkplatz haust – und wir uns kaum etwas sehnlicher wünschen, als dass er endlich Rache nehmen möchte an den Fieslingen. Aber auch hier macht „The Surfer“ einiges anders als vergleichbare Genrekost. Sehenswert!


 

Vampir- und Horrorfans, aufgepasst, sonst entgeht euch eine der größten Perlen der jüngeren Genrevergangenheit! Mit „Blood & Sinners“ zelebriert „Black Panther“-Regisseur Ryan Coogler den Blues. Aber nicht nur als Musikrichtung, sondern als Gefühl, als von persönlichen Dämonen durchdrungenen Klagegesang, der hier auf – richtig gelesen – Vampirhorror trifft. Im Mittelpunkt des in den 1930ern angesiedelten Films stehen die Smokestack Twins (beide gespielt von Michael B. Jordan), die in einer ehemaligen Ku-Klux-Klan-Höhle einen „Juke Joint“, einen Bluesclub, eröffnen, wo allerhand legendäre Bluesmusiker ein- und ausgehen. Das Problem: Auch ein Haufen blutgieriger Vampire hat sich in der Nähe eingenistet. Weshalb neben Mundharmonika und Gitarre bald auch Holzpflöcke zum Einsatz kommen. Wie Coogler hier Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schwarzer Erfahrung nicht nur musikalisch, sondern als echten Horrortrip inszeniert, das ist unbedingt sehenswert. Und einer der besten Genrefilme seit Jahren!

In „Mr. Robot“ hat er schon den genialen Nerd gegeben, als Bond-Bösewicht den guten Daniel Craig in die ewigen Jagdgründe geschickt. Jetzt darf Rami Malek als „The Amateur“ zeigen, dass er auch das Zeug zum Actionhelden hat – und das, ohne in typische Actionheldenmuster zu verfallen. Nachdem seine Frau kaltblütig erschossen wurde, will sich Dechiffrier-Experte Charlie unbedingt rächen – weshalb er sich gerne zum CIA-Killer ausbilden lassen würde. Weil es dafür nicht ganz reicht, besinnt er sich auf seine natürlichen Skills. Und die liegen im Oberstübchen verortet. Also beginnt er, die Gangster – einen nach dem anderen – mit perfiden Fallen um die Ecke zu bringen. Das hat mit Statham, Bronson und Co. zwar nur noch bedingt etwas zu tun, aber wer seine Rache gerne mit Hirn serviert bekommt, der bekommt mit dem „Amateur“ professionelle Genrekost geliefert.  


 

Wer hätte gedacht, dass ein Plädoyer für die Aufopferungsbereitschaft unserer Pflegekräfte eine so soghafte Thriller-Spannung entwickeln könnte? „Heldin“ geht dahin, wo wir gemeinhin nicht gerne hinschauen. In diesem Fall in die Onkologie eines Schweizer Krankenhauses, in der Pflegefachfrau Floria (Leonie Benesch) eine ganz normale, also hektische und aufreibende Spätschicht verbringt. Selbst vom Ausfall einer Kollegin lässt sie sich nicht aus dem Konzept bringen. Dann aber unterläuft Floria ein verhängnisvoller Fehler, der die junge Frau weit über ihre Belastungsgrenzen hinausführt. Dass man das in jeder Einstellung auch sieht, liegt an Hauptdarstellerin Benesch, die nach „Das Lehrerzimmer“ hier schon wieder eine darstellerische Meisterleistung abliefern darf. Der Film von Petra Volpe zeigt, unter welcher Belastung unsere „Heldinnen und Helden des Alltags“ wirklich stehen. Und das ohne pandemischen Brandbeschleuniger …

Schönheit und Verfall, Leben und Tod, sie liegen schon immer sehr nah beieinander im visuellen Überwältigungskino von Paolo Sorrentino. Nachdem er mit „La Grande Bellezza“ der Ewigen Stadt Rom ein Denkmal gesetzt hat und für „Die Hand Gottes“ Selbiges für Diego Maradona und Neapel geleistet hat, geht es nun noch einmal in seine neapolitanische Heimat, deren Patronin „Parthenope“ Hauptfigur und Namensgeberin des sehr elegischen Süditalien-Trips sein darf. Von ihrer Geburt in den frühen 1950ern bis in die Gegenwart begleiten wir diese Verkörperung von Schönheit und Reinheit (Celeste Dalla Porta), die immer rätselhaft bleibt, sich ihren Geliebten nie ganz hingibt, Sinnbild bleibt für eine Stadt, in der Verfall und Schönheit unmittelbar nebeneinanderstehen. Einige haben Sorrentino dabei seinen voyeuristischen Blick vorgeworfen. Aber er labt sich an der Schönheit der Titelfigur ebenso wie an der Schönheit seiner Stadt. Und macht deutlich, dass Schwäche hier nur beim männlichen Geschlecht zu finden ist.


 

„Ein Minecraft Film“ hätte alles sein können, nur damit haben wir beim Vergolden der Mega IP (Intellectual Property; dt.: geistiges Eigentum) nicht gerechnet: mit einem dem Spiel in Kreativität und irrem Witz in nichts nachstehenden Blockbuster. Tatsächlich ist es dem „Napoleon Dynamite“-Regisseur und ausgebildeten Vollnerd Jared Hess gelungen, den Wahnwitz seiner frühen Filme in ein Mega-Franchise zu schummeln. Was nicht zuletzt am guten Jack Black liegt, der hier als Videospiel-Hauptfigur Steve seit Jahrzehnten im würfelartigen Minecraft-Wunderland lebt. Hierher verschlägt es auch Videogame-Vollhonk Garrett (herrlich durchgedreht: Jason Momoa) samt jugendlichem Anhang. Hier durchlebt er das, was „Minecraft“-Fans rund um die Welt seit vielen Jahren begeistert: schier endlose Kombinationsmöglichkeiten – und einen für die echte Welt möglicherweise verheerenden Kampf gegen die schweineartigen Mobs und ihre Kreaturen. Wir wagen kaum, es zu bestätigen: „Ein Minecraft Film“ macht richtig viel Spaß – selbst Franchise-Neulingen.

Statt endlich seine „Game of Thrones“-Reihe auch literarisch zu Ende zu bringen, freut sich George R. R. Martin über die Verfilmung seiner Kurzgeschichten rund um eine Hexe und einen Revolverhelden. Und tatsächlich lohnt es sich, über die oft Unheil verkündende Verbindung von Regisseur Anderson mit seiner Frau und Hofschauspielerin Milla Jovovich hinwegzusehen. Zwar plagen „In the Lost Lands“ ähnliche Krankheiten wie Andersons sonstige Spieleverfilmungsverbrechen, aber irgendwie kommt das phasenweise an Stephen Kings „Der Dunkle Turm“ erinnernde Machwerk visuell so herausfordernd daher, dass man als Fan opulenter Fantasystoffe kaum wegsehen kann. Gedreht mit der Unreal Engine, ist „In the Lost Lands“ als Film vielleicht am nächsten dran an den Spielwelten, die Anderson sonst beleiht. Außerdem spielt Dave Bautista mit. Und mehr brauchen wir für unser Glück eigentlich nicht …

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