Die besten Musikalben des Monats
Musik-Tipps4U für den Juni

Festivalsommer oder heimische Listening-Session? Am besten beides. Denn zumindest Andrea Berg holt das eindrucksvolle Arena-Erlebnis ihrer jüngsten Tour ins heimische Wohnzimmer, während Livegranaten wie Volbeat mit ihrem neuen Album den Grundstein legen für mitreißende künftige Konzerterlebnisse. Außerdem im Angebot: vielversprechender heimischer Nachwuchs mit (Kelly) und ohne (Alies) berühmten Familiennamen, absolute Ikonen des amerikanischen Musikzirkus und eine Band, die sich im 21. Jahrhundert noch gar nicht so richtig zu Wort gemeldet hat. Kurz: ein Füllhorn an aufregenden neuen Klängen, das überall funktioniert. Hauptsache, es ist laut. Viel Spaß!!


 

Die neue Nummer eins im Kelly-Clan: Gabriel.

Wer hätte das bei dieser familiären Vergangenheit gedacht? Gabriel Kelly überrascht mit einem durchaus kraftvollen Debütalbum, das Rock und Rap vielleicht nicht zu einem vollkommen neuen, aber durchaus überzeugenden Klangerlebnis vereint. Genutzt hat ihm dabei auch sein tänzerisches Talent, schließlich hat ihn sein „Let’s Dance“-Sieg im vergangenen Jahr einige zusätzliche Türen beim Publikum öffnen können. Jetzt also schlägt der Sohn von Angelo Kelly als Solokünstler neue Wege ein – ziemlich ehrlich, durchaus emotional und immer energiegeladen. Die Songs laden sowohl zum Nachdenken als auch zum Tanzen ein, sie erzählen von persönlichen Erfahrungen, Selbstfindung und gesellschaftlichen Themen. Dabei beweist Gabriel nicht nur sein musikalisches Talent, sondern auch seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, die berühren. Sein erstes Album ist deshalb ein gelungener Start in eine eigenständige Künstlerkarriere.


 

Haben Vertrauen in Gott und die Engel: die Dänenrocker von Volbeat.

Gerade mal fünf Wochen haben die dänischen Rockgiganten von Volbeat dafür benötigt, ihr neues und mittlerweile neuntes Studioalbum einzuspielen. Das zeigt nicht nur, wie versiert und aufeinander eingespielt die Band längst ist, sondern zeugt auch vom immensen Selbstbewusstsein der Dänen, denen es als einziger Nicht-US-Band gelungen ist, zehn Nummer-eins-Hits in den Billboard-Mainstream-Rock-Charts zu platzieren. Insbesondere deshalb, weil sie lieb gewonnene Konventionen über Bord geworfen und sich auf neuen musikalischen Pfaden ausgetobt hat. Nachzuhören nicht nur auf „God of Angels Trust“, sondern demnächst auch wieder live. Denn natürlich suchen Michael Poulsen und Co. mit dem neuen Material wieder den direkten Kontakt zum Publikum.


 

Vom Sturm in den Drang: Max Gruber weitet Drangsal zum Trio aus.

Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen

Dass an Max Gruber alias Drangsal ein kleiner bzw. großer Poet verloren gegangen ist, das weiß man nicht erst seit seinem literarischen Debüt mit „Doch“ – auch mit seinen Soloalben und zuletzt als Teil des charmanten Bandprojekts Die Mausis hat er sich immer wieder als Kenner und Könner der deutschen Sprache erwiesen. Ein Titel wie „Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix gestiegen“ ist deshalb zwar sehr, sehr lang, aber gar nicht so ungewöhnlich für Gruber. Der tatsächlich ganz programmatisch sein Soloprojekt Drangsal zu Grabe getragen hat und aus dessen Asche mit dem gleichnamigen Bandprojekt wieder aufgestiegen ist. Als Phönix quasi, der Schlingel. Tatsächlich klingt vieles anders und neu, die Synthesizer machen akustischem Instrumentarium Platz, zu treibenden Beats mischen sich auch mal Gospelchöre, während zwischendurch ein halbes Orchester den musikalischen Raum zum Schwingen bringt. Nach Sturm und Drangsal also die deutsche Klassik? Mal schauen. Auf jeden Fall ein aufregender Wurf von einem, dem der Augenblick nie schön genug sein kann.


 

Protegé des Größten: Alies singt (nicht nur) für Kool Savas.

Beim King of Rap Kool Savas will gut Ding Weile haben. Das weiß jeder, der sich daran erinnern kann, wie lange er an seinem Albumdebüt geschraubt hat und wie viel Zeit er zwischen seinen Alben verstreichen lässt. Ähnlich handhabt er es mit den Künstlerinnen und Künstlern, die er – wenn überhaupt – unter Vertrag nimmt. Wie etwa bei der Ibbenbürener Sängerin Alies, die schon 2021 von Savas unter Vertrag genommen wurde, aber erst jetzt ihr offizielles Albumdebüt auf den Markt bringt. Wobei „Album“ zu viel gesagt ist. Tatsächlich handelt es sich vom Umfang her eher um eine EP, die mit acht Songs aber bereits aufzeigt, wohin die Reise gehen könnte für die stimmlich unglaublich reife und emotional tiefschürfende Sängerin. Ganz nach oben nämlich. Die Zeit, die es dafür braucht, soll sie sich gerne nehmen …


 

Audiovisuelles Gesamtkunstwerk: Miley Cyrus.

Miley Cyrus’ Cool-Werdung kann als Blaupause gesehen werden für das, was Taylor Swift in den vergangenen Jahren aus sich und ihrer Landmädchen-Karriere gemacht hat. Schon vor mehr als zehn Jahren hat sich Cyrus vom braven Popgirlie-Image in gefährliche musikalische und selbstdarstellerische Randbereiche gewagt, hat mit Musikern wie The Flaming Lips gearbeitet und ihren musikalischen Horizont verschoben. „Something Beautiful“ ist der vielleicht eindrucksvollste künstlerische Gesamtwurf in ihrer Karriere. Besteht er doch nicht nur aus dem musikalisch sich weit aus dem psychedelischen Fenster lehnenden neunten Album, sondern auch aus einem zugehörigen visuellen Opus. Inspiriert von – Achtung! – Werken wie Pink Floyds „The Wall“. Für manchen Miley-Fan der ersten Stunde mag das statt „Beautiful“ eher nach „Something Strange“ klingen, der Rest freut sich über das weitere Erwachen einer Künstlerin, wie sie halt nur alle Jubeljahre mal aus dem zu engen Nest fällt.


 

Macht es nicht mehr unter 70 neuen Songs: Bruce Springsteen.

Seit Herbst ist Bruce Springsteen 75 – und wie es sich für den Boss gehört, feiert er das mit einer echten Sensation: „Tracks II – The Lost Albums“ vereint sieben bislang unveröffentlichte Alben aus den Jahren 1983 bis 2018. Ganze 74 von 83 Songs erscheinen hier erstmals offiziell – bislang kannten sie nur er selbst und ein paar enge Freunde. Trotz des großen Zeitraums klingen die Stücke unverkennbar nach dem typischen Springsteen- und E-Street-Sound, irgendwo zwischen Highway-Melancholie und Arbeiter-Pathos. Die Box enthält neun LPs bzw. sieben CDs plus ein opulentes 100-seitiges Hardcoverbuch – ein Schatz für Fans. Wer es kompakter mag, greift zur hier besprochenen Auswahl-CD „Lost and Found: Selections from the Lost Albums“. Übrigens: Im Kino läuft bald auch noch das Springsteen-Biopic „Deliver Me From Nowhere“. Besser könnte ein Boss-Jubiläum kaum klingen (und aussehen).


 

Das letzte Album liegt weit zurück: Pulp grüßen aus der Ferne mit „Mehr“.

So richtig stattgefunden haben Pulp im 21. Jahrhundert eigentlich noch nicht. Ganz am Anfang war noch was zu hören von ihnen, später erschienen immer wieder mal Solowürfe (und ein tolles Buch) von Jarvis Cocker. Aber Pulp als Band und großer Antipode zu den anderen Britpop-Ikonen Oasis und Blur? Fehlanzeige. Bis jetzt! Denn noch bevor sich Oasis vielleicht ja doch auch veröffentlichungstechnisch aus der Deckung wagen, gibt es endlich „Mehr“ von Pulp – bzw. „More“. Das erste Album seit sage und schreibe 24 Jahren wurde innerhalb von nur drei Wochen eingespielt. Und das vorab veröffentlichte hymnische „Spike Island“ gibt, produziert von Produzenten-Ikone James Ford (Fontaines D. C., Arctic Monkeys), den in diesem Fall fast schon Manchester-Rave-inspirierten Takt vor. So darf’s gerne weitergehen. Dann fehlt nur noch die Antwort von den Gallaghers.


 

Die Königin des deutschen Schlagerpop gibt sich wieder die Ehre.

Andrea Berg, die Nimmermüde. Unter dem Motto „Party, Hits, Emotionen“ tourte sie im Frühjahr durch die Arenen von Deutschland, Österreich und der Schweiz und machte ihre Fans mit zahlreichen magischen Momenten, den Songs ihres Dreifach-Nummer-eins-Albums „Andrea Berg“ und natürlich ihren größten Hits glücklich. Wer vor lauter Mitfilmen und Mitsingen vor Ort zu wenig mitbekommen hat oder gar nicht anwesend sein konnte, dem bietet sich jetzt die Gelegenheit zur beliebig oft erlebbaren Wiederholung. „Live – Die Tournee 2025“ erscheint sowohl als Konzertfilm auf DVD als auch auf Doppel-CD mit Booklet, das viele Impressionen des Gesamterlebnisses in Bilder zu bannen versucht. Eine schöne Überraschung gibt es obendrein: Die Doppel-CD enthält neue und bislang unveröffentlichte Bonustracks.


 

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