
Die besten Musik-Alben des Monats
Die Musik-Tipp4U für den MärzGeht es noch ein wenig abwechslungsreicher? Im März stellen wir schneidende Härte symphonischer Epik gegenüber, märchenhafte Wunderwelten dem Wunder der Bewegung. Und irgendwo dazwischen steckt eine Singer-Songwriter-Elfe von den Bermudas mal wieder ihren Kopf hervor, wie um zu sagen: Ich bin übrigens auch noch da! Mindestens halb Deutschland dürfte sich wiederfinden im Amalgam aus Metal, Mittelalter, Schlager und TV-Größen-Pop. Und der Rest ist alt genug, um mit Heather Nova oder sogar Bob Dylan groß geworden zu sein. Kurz: Mit unseren Musiktipps des Monats dürfte uns so etwas wie die ganz große musikalische Koalition für den deutschen Musikgeschmack gelungen zu sein. Wobei es bei Geschmacksunterschieden ganz einfach ist: Da darf man einfach kurz weghören. In diesem Sinne: Viel Spaß mit unserer Auswahl zur Wahl bzw. für die spannende Zeit danach!
Inhalt der Seite:
- Heather Nova
- Avantasia
- Yvonne Catterfeld
- Fantasy
- Helene Fischer
- Timothée Chalamet
- Sam Fender
- Kendrick Lamar
- Leony
Heather Nova
Breath and Air
Ja, auch wir fühlen uns alt, wenn wir uns daran erinnern, dass „Walk This World“ schon etwas über 30 Jahre auf dem Buckel hat. 1994 ist die hübsche Sängerin von den Bermudas ihrer „Oyster“ ins Licht der Weltöffentlichkeit entstiegen. Und auch wenn es für sie in den vergangenen 20 Jahren nie mehr ganz so weit nach oben gegangen ist wie mit ihren Top-Ten-Alben in der ersten Hälfte der Nullerjahre: Weg war die Singer-Songwriterin eigentlich nie. „Breath and Air“ heißt ihr mittlerweile 13. Studioalbum. Und der Titel passt perfekt zum musikalischen Durchatmen, zum Umfeld, in dem das Album entstanden ist. Nach zwei Jahren der Vorarbeit wurde das Album nämlich über vier Wochen im beschaulichen britischen Devon eingespielt, im Herzen der englischen Natur. Lediglich Midori Jaeger kam zum Cello-Spielen vorbei. Und ein seltener Albino-Fasan, der die naturverbunden wirkenden Aufnahmen symbolisch mystifizieren durfte. Schön!
Avantasia
Here Be Dragons
Wer sich musikalisch eher im Mainstream bewegt, der dürfte sich wundern, wenn er von der Erfolgsgeschichte des Bandprojekts von Tobias Sammet hört: Bislang neun Alben hat er als Avantasia mittlerweile aufgenommen, darunter „Moonglow“ (2019), das es bis an die Spitze der deutschen Albumcharts schaffte. Mehrere goldenen Schallplatten und Hunderte Millionen Streams stehen zu Buche. Was eigentlich nur zeigt, wie groß der Markt für Metal, zumal symphonischen Metal, in Deutschland wirklich ist. Auch „Here Be Dragons“, Album Nummer zehn, vereint alle Stärken Sammets zu einem von „Game of Thrones“- und Fantasy-Welten inspirierten atmosphärischen und musikalischen Epos, das zwischen mächtigen Chorpassagen, krachenden Gitarren und symphonischer Breite keine Wünsche offenlässt. Im Gegenteil: Wenn es so etwas wie ein „House of the Dragon“ gibt, dann setzt Sammet sich mit Avantasia unangefochten an dessen Spitze.
Yvonne Catterfeld
Move
Stillstand bedeutet Rückschritt – zumindest wenn die Welt sich weiter nach vorne bewegt. Deshalb tut gut daran, wer in Bewegung bleibt. Und das beweist die vom GZSZ-Starlet zur Soulpop-Queen geadelte Yvonne Catterfeld seit über zwei Jahrzehnten, in denen sie Schauspiel, Gesang, Jury-Tätigkeit und Mutterrolle anscheinend mit Leichtigkeit unter einen Hut gebracht hat. Bereits mit „Change“ gelang es ihr 2020, sich soundtechnisch zu internationalisieren. Ein Weg des Wandels, den sie nun auch mit „Move“ weiter fortschreibt. Da hilft es, dass das international orientierte Produzententeam Truva ihr einen extrem tanzbaren und slicken Sound auf den Leib produziert hat. Ein musikalisches Gerüst, zu dem sich die gebürtige Erfurterin abermals ein Stück weit neu erfindet. Mit einer Mischung aus englischsprachigem Soul und Dance, die positive Energie versprüht und vom Mut zur Weiterentwicklung kündet.
Fantasy
Willkommen im Wunderland
Wer „Fantasy“ und „Wunderland“ gleichzeitig in die Internet-Suchmasken eingibt, der landet womöglich ganz woanders als bei den zwei bodenständigen Schlagerpoppern Fredi Malinowski und Martin Hein. Schließlich ist der Bandname der beiden Chartstürmer ein beliebtes literarisches Genre, das Wunderland ein Ort, der eher bei Lewis Carroll und in der Literatur verortet wird als bei eingängigem Wohlfühl-Schlager. Dabei hatten schon die Titel der Vorgängeralben – „Mitten im Feuer“ und „Phönix aus der Asche“ – märchenhafte Anklänge. Zumindest so märchenhaft wie der andauernde Erfolg von Fantasy. „Willkommen im Wunderland“ ist wie das „Abenteuerland“ von Pur: Ein Ort, in dem Fans sie selbst sein dürfen, sich wiedererkennen können in den Hits, die sie mitsingen, zu denen sie tanzen und mit denen sie feiern können. Diesmal übrigens besonders lang: Denn das Album enthält nicht nur 17 neue Songs, sondern auch noch den obligatorischen Hitmix.
Helene Fischer
Zurück ins Kinderland
Kindern gehört die Zukunft. Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Und dass Kinder auch ihre ganz persönliche Zukunft sind, das hat Helene Fischer vor etwas mehr als drei Jahren selbst erfahren dürfen, als sie erstmals Mutter einer kleinen Tochter wurde. Seither hat sie nicht nur ihre Karriere wieder in Angriff nehmen, sondern sich auch dem Gesang für die Kleinsten widmen können. Nur eben mit einer sehr viel größeren Zielgruppe: Ende 2024 ist der erste Teil ihrer Kinderliedersammlung erschienen, begleitet von der ein oder anderen scheinheiligen inhaltlichen Diskussion, aber erfolgreich genug, um jetzt Teil 2 folgen zu lassen. Abermals unterstützt von glockenklaren Kinderstimmen und abermals so breit in der Auswahl, dass wirklich für jeden Kinder- und Elterngeschmack etwas dabei sein dürfte. Nicht umsonst hieß es schon bei Herbert Grönemeyer: „Kinder an die Macht!“
Thimotée Chalamet
A Complete Unknown
Schon vor 20 Jahren hat Regisseur James Mangold einer absoluten Ikone der amerikanischen Musikgeschichte filmisch Tribute gezollt, Mit dem oscargekrönten „Walk The Line“, der sich ganz der Geschichte von Johnny Cash und June Carter gewidmet hatte. Cash ist auch auf dem Soundtrack von „A Complete Unknown“ zu hören, interpretiert von Boyd Holbrook. Und neben ihm auch Monica Barbaro (als Joan Baez) und Edward Norton (als Pete Seeger). Aber der große gar nicht mal so Unbekannte in „A Complete Unknown“ ist Bob Dylan, der von keinem Geringeren als Timothée Chalamet verkörpert (und auch gesungen!) wird. Insofern ist das schon richtig mit der Künstlerangabe: „A Complete Unknown“ wird überwiegend von Chalamet bestritten, der hier frühe Dylan-Klassiker zum Besten gibt. Das tut er so gut, dass die Illusion nicht nur auf der Leinwand (fast) perfekt ist. Was kann der Knabe eigentlich nicht?
Sam Fender
People Watching
Als „Bestes Album der Welt“ hat der britische NME (zugegebenermaßen ein ziemlicher Superlativ-Produzent) vor knapp vier Jahren „Seventeen Going Under“ des damals 27jährigen Briten betitelt. Jetzt kehrt er mit Album Nummer drei zurück und macht da weiter, wo er aufgehört hat. Qualitativ am ganz oberen Ede der Singer-Songwriter-Fahnenstange und im direkten (wenn auch englisch geprägten) Fahrwasser seines großen Idols Bruce Springsteen. So anmaßend wäre Fender selbst freilich nicht. Aber wer seinen lyrischen Ansatz und die erdige Rock-Attitüde hört, kommt um derlei Vergleiche nicht umhin. „People Watching“ ist unter dem Eindruck des Todes seiner Mentorin entstanden, die in mancher Hinsicht eine Art Ersatzmutter für Fender war und 2023 tragisch verstorben ist. Viele der Ideen auf dem Album entstanden während und nach den Hospizbesuchen. Aber keine Sorge: Sie sind voller Herz, Mut und Zuversicht und ein weiterer Beweis dafür, dass manche Superlative gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt sind.
Kendrick Lamar
GNX
Das kam, wie mittlerweile so oft in den allerhöchsten HipHop-Kreisen, höchst überraschend Ende letzten Jahres. Denn wie aus dem Nichts veröffentlichte der vielleicht einflussreichste Rapstar der Gegenwart sein mittlerweile sechstes Album. Zunächst nur digital, worauf nun auch der physische Release folgt. „GNX“, rund zwei Jahre nach „Mr. Morale and the Big Steppers“ erschienen, bezieht sich auf den legendären Buick, der ab 1987 produziert wurde – nicht von ungefähr auch das Geburtsjahr Lamars. Gleich zweimal ist SZA hier zu hören, daneben u.a. Dody6, Sam Dew und die Mariachi-Sängerin Deyra Barrera. Verantwortet wird der durchweg fette state-of-the-art-Sound neben Sounwave von prominenten Knöpfchendrehern der Marke Jack Antonoff (u.a. Taylor Swift) und Jazz-Ikone Kamasi Washington. So kurz wie der Titel ist das gesamte Album (mit für Lamar knappen 44 Minuten Laufzeit). Dafür dringt G-Funk aus zahlreichen Poren. Denn auch als Ode an L.A. kann dieses Westcoast-Manifest gelesen bzw. gehört werden.
Leony
Oldschool Love
Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis sich Leonie Burger ihren Platz ganz oben in den Charts erkämpft hat. Zuvor war sie Teilnehmerin bei „Rising Star“ (2014), produzierte Musik im Ausland und veröffentlichte den ein oder anderen Song. Erst mit dem Modern-Talking-Cover zu „Brother Louie“, ihrem ersten Album „Somewhere In Between“ und der Teilnahme als Jurorin für „DSDS“ wendete sich 2023 das Blatt vollends. Jetzt gab es plötzlich Auszeichnungen bis hin zum Bambi (Publikumspreis) und den begehrten Slot als Sängerin des offiziellen EM-Songs. Man kann also nicht behaupten, Leony sei den einfachsten aller Wege gegangen. Ihre Karriere verlief eher „Oldschool“ – weshalb auch die „Oldschool Love“ ganz gut als Titel passen will zu ihrem zweiten Album, mit dem sie ihre Fans um den Finger wickeln dürfte, wie das Kabel des (natürlich) Oldschool-Telefons: Nicht nur dank eingängiger Singles wie „Simple Life“ und zuletzt „By Your Side“. Verdient, würden wir sagen.
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