SOS Vorpubertät!
Was verzweifelten Eltern wirklich hilft

Die Vorpubertät ist mehr als nur ein Nachhall der Wackelzahnpubertät, sie markiert den echten Übergang vom Kindsein hin zur beginnenden Jugend. Jetzt geraten Körper, Kopf und Gefühle langsam in Bewegung: Hormonelle Vorboten kündigen sich an, das Denken wird komplexer, die Stimmung wechselhafter. Kinder werden sensibler, selbstbewusster und manchmal auch widersprüchlicher. Damit Eltern in dieser Phase nicht nur staunend zusehen, sondern aktiv begleiten können, zeigen wir hier praxisnahe Strategien für drei typische Erziehungsfelder, in denen es jetzt besonders oft knirscht: Gefühle, Grenzen und Gespräche.


 

Emotionale Achterbahn und Selbstregulation
In der Vorpubertät fahren die Gefühle oft mit der sprichwörtlichen Achterbahn in sämtliche Richtungen: mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt, dann wieder wütend, trotzig oder traurig – und das alles innerhalb von nur wenigen Minuten. Eltern sind hier vor allem dazu aufgefordert, Ruhe zu bewahren und dabei den Kindern beim Umgang mit ihren Emotionen zu helfen.

Praxisstrategien:
•    Gefühle benennen: Kinder brauchen dabei Hilfe, ihre Gefühle zu verstehen und auszudrücken („Ich sehe, du bist gerade richtig enttäuscht ...“).
•    Rituale etablieren: Feste Zeiten zum Reden oder für gemeinsame Abendrunden helfen dabei, emotionale Spannungen aufzufangen.
•    Werkzeuge zur Selbstregulation: Atemübungen, Bewegung oder ein Wutkissen können dabei unterstützen, Gefühle zu kanalisieren.

 


 

Zwischen Grenzen und Freiraum
Mit dem wachsenden Wunsch nach Selbstständigkeit kommen auch Diskussionen, Widerworte und der Hang zum „Testen“. Kinder in der Vorpubertät brauchen jetzt klare Orientierung – aber auf Augenhöhe! Sie wollen mitentscheiden, fordern Begründungen ein und reagieren empfindlich auf Ungerechtigkeit. Regeln sollten deshalb nicht nur gesetzt, sondern erklärt werden. Wer dabei Haltung zeigt statt Härte, gibt Sicherheit – und bleibt im Gespräch.
Praxisstrategien:
•    Klare Regeln mit Beteiligung: Lassen Sie Ihr Kind an der Regelentwicklung teilhaben – das erhöht die Akzeptanz.
•    Konsequenzen statt Strafen: Lieber sachlich als emotional reagieren („Wenn du deine Hausaufgaben nicht machst, hast du weniger Zeit für deine Hobbys“).
•    Statt Machtkampf – Haltung zeigen: Ruhig bleiben und das „Du bist okay, dein Verhalten nicht“-Prinzip verinnerlichen.


 

Immer im Gespräch
In der Vorpubertät beginnt die Suche nach der eigenen Identität – Körperveränderungen, erste Schamgefühle, neue Freundschaften und Gruppendruck gehören dazu. Eltern dürfen (und sollten) hier offene Gesprächspartner bleiben. Das gelingt, wenn man sensibel, aber präsent bleibt: Gespräche brauchen jetzt mehr Feingefühl, weniger Kontrolle. Wer regelmäßig Interesse zeigt, ohne zu drängen, bleibt im Kontakt. So entsteht Vertrauen – auch für schwierigere Themen, die später noch kommen werden.
Praxisstrategien:
•    Frühe Aufklärung ohne Druck: Sprechen Sie altersgerecht über Körper, Pubertät und Gefühle – lieber öfter kurz als einmal mit großer Geste.
•    Interesse zeigen, ohne zu bohren: Fragen Sie regelmäßig nach dem Alltag Ihres Kindes, nach Freunden und Hobbys – und zwar aus echtem Interesse.
•    Sichere Räume schaffen: Ein Tagebuch oder Bücher zum gemeinsamen Lesen können Gespräche eröffnen.


 

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