
Die besten Heimkino-Veröffentlichungen des Monats
Unsere DVD Tipp4U für den MärzEs ist kein Zufall, dass viele der Heimkinoveröffentlichungen im März von so hoher Qualität sind. Schließlich werden um die Zeit herum auch die Oscars vergeben – und rund um die Preisverleihung haben es nominierte Filme oft ein wenig leichter, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Neben „Wicked“ und „Konklave“ darf sich auch die österreichisch-deutsche Produktion „Des Teufels Bad“ berechtigte Hoffnungen auf Auszeichnungen machen, während „Gladiator 2“ immerhin davon profitieren dürfte, dass der Vorgänger vor über 20 Jahren so viel gewonnen hat. Der rein deutsche Film spielt dabei zwar zumeist die Nebenrolle, dafür funktioniert er an den hiesigen Kinokassen meistens blendend. Wie neben dem „Buchspazierer“ und den „Woodwalkers“ vor allem „Alter Weißer Mann“ unter Beweis gestellt hat. Oft langt es eben schon, das bewies schon vor Jahren der erste Gladiator, wenn man das Publikum gut zu unterhalten weiß. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Entdecken!
Inhalt:
- Nike – Reise zu den Polarlichtern
- Wicked
- Der Buchspazierer
- Gladiator 2
- Konklave
- Woodwalkers
- Alter Weißer Man
- Red Rooms
- Night Call
- I, The Executioner
Niko
Reise zu den Polarlichtern
Weihnachten ist zwar schon wieder eine Ecke her, aber Skifahren kann man auch Ostern noch. Oder sich über die Abenteuer eines nicht unbedingt rotnasigen kleinen Rentiers freuen, das nun bereits zum dritten Mal festliche Stimmung im winterlichen Kontext verbreitet. Nachdem Rentier Niko im ersten Teil fliegen lernen durfte und sich im zweiten als großer Held beweisen, geht es nun zu den Polarlichtern. Dabei möchte Niko zunächst nur um die Aufnahme in die PS-starke Zugtruppe des Weihnachtsmannes konkurrieren. Wobei ausgerechnet Rentiermädchen Stella ihm den Platz streitig machen möchte. Dann allerdings wird der Weihnachtsschlitten gestohlen und Niko macht sich zusammen mit seinen Flughörnchenfreunden auf den Weg zu den Polarlichtern, um Weihnachten zu retten. Und das macht auch Ostern noch richtig viel Spaß…
Wicked
Der Zauber von Oz
Das hatten sich notorische Kulturnörgler sicher anders erhofft. Schließlich galt schon das Musical „Wicked“ ihnen als zu „woke“ in seiner Feier der verbindenden Gegensätze und mit seinem Fokus auf zwei weibliche Hauptfiguren. Stattdessen wurde auch der erste von zwei Filmteilen jetzt zum durchschlagenden Erfolg – und zwar nicht nur beim Kinopublikum, sondern auch bei der Filmkritik, die die 160minütige Adaption fast durchgehend zum Musical-Meisterwerk erklärte. Basierend auf dem Buch von 1995 und der zunächst erfolgten Broadway-Adaption erzählt Regisseur Chu die Geschichte der bösen Hexe des Westens Elphaba (Cynthia Erivo), deren Ende im Finale von „Der Zauberer von Oz“ so begeistert besungen wird. Dass deren Geschichte ganz anders war, erfahren wir jetzt dank der guten Hexe des Nordens (Ariana Grande), die von den gemeinsamen Studien an der Glizz-Universität erzählt. Unterstützt von zahlreichen schmissigen Musical-Nummern und weiteren Stars der Marke Michelle Yeoh und Jeff Goldblum.
Der Buchspazierer
Wohlfühlkino made in Germany
Es geht also auch ohne Pilcher-Kitsch und Zeigefinger-Moral. „Der Buchspazierer“ hat schon als literarische Vorlage zahlreiche Herzen angerührt, jetzt darf Christoph Maria Herbst in der Rolle des titelgebenden „Buchspazierers“ zeigen, dass mehr in ihm steckt als nur der nörgelnde Bürokrat. Und dass Deutsches Kino durchaus kann, wenn es denn will. Was? Na, eine Geschichte erzählen, die so universell ist wie das Leben selbst. Mit Figuren, die einem im Verlauf von knapp 100 Minuten ans Herz wachsen. Zuvorderst Buchhändler Kollhoff (Herbst), der seine Stammkunden zu Fuß mit liebevoll ausgewählten Büchern beliefert und dabei bald von der neunjährigen Schascha begleitet wird. Die leidet ebenso unter dem Verlust eines geliebten Menschen, wie der verschlossene Buchspazierer, lernt im Verlauf des Filmes aber wie alle Beteiligten, dass gegenseitige Unterstützung und Gefühle der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben sind. Schön.
Gladiator 2
Viel hilft viel
Fast 25 Jahre ist es her, dass Ridley Scott, Russell Crowe und Joaquin Phoenix den Sandalenfilm ins neue Jahrtausend gehievt haben. Mit einem bildgewaltig-brutalen Arenaspektakel, welches das Publikum mindestens ebenso gut unterhalten hat wie seinerzeit die Oscar-Jurorinnen und -Juroren. Immer mal wieder war über eine Rückkehr des ja eigentlich toten Maximus spekuliert worden, zumal niemand Geringeres als Nick Cave ein Drehbuch verfasst hatte, in dem es unser Held aus dem Totenreich heraus und über die Zeitalter hinweg mit den Göttern persönlich aufnehmen muss (als eine Art „God of War“ quasi). Jetzt müssen es zumindest Verwandtschaftsverhältnisse richten, aber sehr viel mehr verraten zu den etwas Soap-haften Verstrickungen wollen wir nicht. Es langt, zu wissen, dass diesmal Paul Mescal als Sklave und künftiger Gladiator nach Rom verschleppt wird, wo ein mächtiger Intrigenstadl dabei ist, sich gegen ein durchgeknalltes kaiserliches Brüderpaar in Stellung zu bringen. Allen voran ein undurchsichtiger Händler (Denzel Washington). Was zählt, ist aber auf dem Platz. Und hier gibt es digital verstärktes Überwältigungskino mit Schlachtschiffen, Monsteraffen und sogar Haien. Hilfe!
Konklave
Geschlossene Gesellschaft
Langweiliger könnte der Pitch für einen Thriller kaum sein. Ein Haufen älterer und meist stockkonservativer Männer trifft sich im stillen Kämmerlein, um über die Nachfolge des verstorbenen Papstes zu diskutieren. Und Überraschung: Etwas Aufregenderes als dieses hochkirchliche Kammerspiel haben wir in 2024 nicht sehen dürfen. Das liegt zum einen an den Männern hinter der Kamera – Vorlagenautor Robert Harris und Regisseur Edward Berger – zum anderen an der Besetzung um Ralph Fiennes, Stanley Tucci und Isabella Rossellini, die ihren Figuren das ganze Glaubensdrama ins Gesicht einschreiben. Außerdem ist das Papstwahl-Konklave einer der geheimsten Vorgänge überhaupt, von dem außer weißem Rauch und „Habemus Papam!“ nur wenig bekannt ist. Daraus destilliert Berger auch seine Spannung. Die Enge des Vatikans wird zur kleinen großen Welt, in der machthungrige Würdenträger Koalitionen schmieden und knallharte Machtpolitik betreiben. Und wir dürfen erstmals dabei sein – inklusive etwas spekulativem finalem Twist.
Woodwalkers
Schule der magischen Formwandler
Seien wir ehrlich: Innovativ geht anders. Denn dass nach Zauberschulen und Schulen der magischen Tiere nun sogenannte „Woodwalkers“ durch die mit deutschen Kamera-Augen gesehene amerikanische Wildnis streifen und Pubertätsprobleme durchleiden dürfen, das ist dann schon auch der umsatzorientierten Zielgruppenanalyse zuzuschreiben und nicht unbedingt dem Ideenreichtum der Buchvorlage von Katja Brandis. Die Gestaltwandlersaga folgt dem jungen Carag, der im Sozialinternat von Direktorin Clearwater (Martina Gedeck) den Puma in sich entdeckt und anschließend mit seiner Herkunft und Elon Musk-Verschnitt Andrew Milling (Oliver Masucci) zu hadern hat. Der nämlich will es den bösen Menschen endlich heimzahlen. Dazwischen: Innerschulische Verstrickungen, Freundschaften, Bullys und pädagogisch wertvolle Erkenntnisse, die zusammen mit tollen Naturaufnahmen und okayen Effekten spannendes (aber sehr deutsches) Kinderkino für die eher jüngere Zielgruppe ergeben.
Alter Weißer Mann
In der Wokeness-Falle
Und nochmal Deutsches Kino. Diesmal so, wie wir es kennen und wie es am meisten Erfolg verspricht. Als Komödie und mit Darstellerinnen und Darstellern, die aktuell besonders gut ziehen, zuvorderst „Tatort“-Star Jan-Josef Liefers und Kino-Dauergast Elyas M’Barek. Ersterer spielt die Titelfigur des sprichwörtlichen „Alten Weißen Mannes“ Heinz Hellmich, der sich für die angestrebte Beförderung von seiner „wokesten“ Seite zeigen soll. Ausgerechnet bei einem Dinner in den eigenen vier Wänden. Für Hellmich wird die Veranstaltung zu einem Spießrutenlauf, bei dem er sich immer tiefer in die Bredouille bringt – während der Zuschauer ein ums andere Mal befreit – und ertappt – auflachen darf. Denn eines muss man Regisseur Verhoeven lassen: Seine durchaus mal klamaukige gesellschaftliche Nabelschau trifft öfter ins Schwarze, als dass sie verfehlt. Ganz ohne Klischées auskommen kann sie aber nicht. Trotzdem: Ein durchaus runder Komödienerfolg.
Night Call
Überlebe die Nacht
Dass die Franzosen pechschwarze Thriller können, das haben sie nicht nur in den Noir-geprägten 1950er- und 1960er-Jahren unter Beweis gestellt, auch in den vergangenen zwei Jahrzehnten brillieren sie immer wieder mit knüppelharter, überraschender und stylisch inszenierter Genrekost. Und das sogar dann, wenn der Regisseur aus dem französischsprachigen Belgien kommt. Für sein Filmdebüt schickt Michiel Blanchart seine unbescholtene Hauptfigur Mady in eine Nacht, die es wirklich in sich hat. In Sachen Twists, Gewalt und kriminellen Verwicklungen. Eigentlich will der Schlosser nur die Wohnung einer hübschen Unbekannten für sie öffnen. Doch plötzlich sieht sich der Unglücksrabe schwerkriminellen Individuen und tödlichen Entscheidungen gegenüber. Und die Nacht will einfach nicht enden in diesem Highlight der jüngsten Fantasy Filmfest Nights
I, The Executioner
Selbstjustiz auf Südlkoreanisch
Früher, als Actionstars wie Charles Bronson und Clint Eastwood noch rotgesehen haben, da gab es selten jemanden, der ihr selbstgerechtes Tun für ein breites Publikum festhielt. Heutzutage ist das anders. Der selbsternannte Richter im pechschwarzen südkoreanischen Action-Highlight lässt die Kamera laufen, während er diejenigen bestraft, die das Gesetz seiner Ansicht nach zu sanft angefasst hat. Und populistische Influencer küren den „Executioner“ zum zweifelhaften Helden, dem es ebenso brutal nachzueifern gilt. Das macht es für die ermittelnden Polizisten nicht gerade einfacher, den Selbstjustiziar zu stellen. Für die Fans fernöstlicher Action-Eskapaden mit gesellschaftskritischem Tiefgang freilich dürfte das Urteil eindeutig ausfallen: „I, the Executioner“ ist ein weiteres Highlight im hochklassigen südkoreanischen Thriller-Kanon, das ebenfalls jüngst in den White Nights des Fantasy Filmfest Premiere feiern durfte.
Red Rooms
Zeugin des Bösen
Man muss nicht alles zeigen, um mörderisches Grauen für den Zuschauer spürbar werden zu lassen. Das weiß auch der frankokanadische Filmemacher Pascale Plante, dem mit „Red Rooms“ einer der eindrücklichsten Serienkiller- und Gerichts-Thriller der jüngeren Vergangenheit gelingt. Und dafür muss er nicht einmal eine Mordszene zeigen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das vermögende Model Kelly-Anne, die förmlich besessen ist vom Prozess gegen einen brutalen mutmaßlichen Mädchenmörder, der seine Taten sogar auf Video festgehalten und im Dark Web verkauft hat. Dabei ist sie nicht einmal zu hundert Prozent von dessen Schuld überzeugt. Als sie die junge Clémentine kennenlernt, die dem Prozess ebenfalls folgt, entwickelt sich auch zwischen den beiden Frauen eine Obsession. In einem Thriller, der zu den verstörendsten Genrewürfen seit Langem zählen dürfte.
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