
Die besten Musik-Alben des Monats
Die Musik-Tipp4U für den MaiIm Januar geht sie meist los, die große und zahllose musikalische Energien bündelnde Open-Air-Saison. Was wohl mit einer der Gründe dafür ist, dass die ganz großen internationalen Popstars ihre neuen Alben entweder gerade veröffentlicht haben oder damit warten, bis sie von ihrer jeweiligen Stadiontour wieder zurück sind. Neben der unermüdlichen Lana del Rey (die wir auf hiesigen Bühnen ohnehin nie zu sehen bekommen) oder dem aufstrebenden irischen Jungstar Moncrieff stehen deshalb deutschsprachige Künstler ganz ohne größere Open-Air-Verpflichtung im Mittelpunkt unseres Tanzes in den musikalischen Mai. Und selbst hier reicht die Bandbreite vom Schlager über Country bis hin zu souligen Klängen. Viel Spaß!
Laura Wilde
Boulevard Sehnsucht
Dass sie mit Nachnamen tatsächlich Laura Milde heißt, das merkt man dem deutschen Schlagersternchen mit ungarischen Wurzeln nun wirklich nicht mehr an. In rund 15 Jahren hat sie es auf bislang neun Alben gebracht – mit dem nunmehr zehnten hat sie sich ein Stück weit auch der Welt geöffnet. Denn sich immer mal wieder eine Auszeit in England zu nehmen ist das eine, diese Sehnsucht aber in Songs zu gießen noch einmal eine ganz andere Sache. Und tatsächlich lässt nicht nur „Verliebt in London“ durchklingen, wo ein Teil des Herzens von Laura Wilde ganz besonders heftig zu schlagen beginnt. Aber keine Sorge: Der „Boulevard Sehnsucht“ ist breit genug, um dort auch auf klassisch deutschen Pop-Schlagerpfaden zu wandeln. Ihre Fans werden sie dafür lieben…
Truck Stop
Freiheit pur
Da dürfte dem ein oder anderen ein leises „Wow“ (oder wahlweise ein lauteres „Howdy“) entkommen sein, als er die Singleauskopplung „Freiheit pur“ zu hören bekam. Nicht, dass Truck Stop nach über 50 Jahren und zahlreichen Neubesetzungen (nur Urmitglied Teddy Ibing singt noch an den Drums) jetzt komplett anders klingen würden. Aber ihr Sound wurde bei aller Tradition vorsichtig modernisiert – was u. a. an einem gewissen Johannes Strate (Revolverheld) liegen dürfte, der den Song, der dem Album seinen Namen gibt, für die Herren (Jungs trifft es nicht mehr ganz) von Truck Stop geschrieben hat. Die nehmen den Rückenwind aus ihrem Jubiläumsalbum „50 Jahre“ mit und präsentieren sich alten (und vielen neuen) Fans auf dem gesamten Album frischer denn je. „Freiheit pur“, das bedeutet eben auch, den ein oder anderen überholten Effekt über Bord werfen zu dürfen.
Timsen
Vun hier
Heimatverbundenheit spürt man Hans-Timm Hinrichsen nicht nur, man hört sie Timsen, der in seinem anderen Leben Frontmann der ultraerfolgreichen Shanty-Rocker von Santiano ist, auch an. Vor allem dann, wenn man ihn bei sich daheim in Schleswig-Holstein sprechen hört – da, wo plattdeutsch noch die Sprache des Herzens ist. „Vun hier“ kommt Timsen ursprünglich, hier lebt er und hier entstehen auch die persönlichen Geschichten, die er auf seinem Solodebüt erzählt. So bodenständig, wie er sich auf dem Cover präsentiert, so scheint er trotz acht Nummer-Eins-Alben mit Santiano, nämlich geblieben zu sein. Ein Typ, dessen Wort zählt, der so authentisch ist wie der Deich, der hier immer gleich um die nächste Ecke ist. Insofern ist „Vun hier“ ein Heimatalbum im besten Sinne. Aber vor dem „Heimat“-Begriff muss in diesem Kontext wirklich kein Musikfan neurotische Ängste entwickeln, weil er hier nur eines bedeutet: Echtheit.
Mark Keller
Songs of my Life
Dass Mark Keller nicht nur Schauspieler ist (u.a. „Alarm für Cobra 11“), sondern ein durchaus auch mehr als passabler Sänger, das könnte so manch einer vergessen haben, der 1992 - als er sein Albumdebüt veröffentlichte – eventuell noch gar nicht auf der Welt war. Schließlich ließ er rund 30 Jahre ins Land ziehen, bevor er mit „Mein kleines Glück“ einen Nachfolger und sein deutschsprachiges Debüt veröffentlichen und in die Charts bringen sollte. Was nicht bedeutet, dass Musik dazwischen keine Rolle gespielt hätte in seinem Leben. Im Gegenteil. Pünktlich zu seinem runden 60. Geburtstag am 5. Mai veröffentlicht Keller die „Songs of My Life“, einen üppig orchestrierten Soundtrack, auf dem er Revue passieren lässt, wer ihn musikalisch geprägt und begleitet hat. Und das waren von Dean Martin und Elvis Presley über Nina Simone bis hin zu deutschen Entertainerlegenden wie Roberto Blanco eine ganze Menge. Ergänzt um drei brandneue Songs ein Geburtstagsgeschenk, mit dem Keller nicht nur sich selbst überrascht.
Sarah Connor
Freigeistin
Wenn man die Worte durchliest, mit denen Sarah Connor ihr neues Album ankündigt, dan beschleicht einen das Gefühl, die deutsche Sängerin noch nie so offen gehört zu haben wie hier. Da hinterfragt sie Ehe und Beziehungsglück, beklagt das Flüggewerden ihrer Kinder, wünscht sich wilde Nächte zurück und spricht von den vielen Sorgen, die Eltern beschleichen, wenn sie sie sich ansehen, wie wir unsere Erde immer schneller zugrunde richten. Eben erst hat sie so etwas wie ein neues Leben im Süden Frankreichs begonnen – mit ihrer Familie. Und mit dem gleichen Mut zur Erneuerung hat sie sich auch den Songs auf ihrem neuen Album gewidmet, das sie nicht nur als echten Freigeist auszeichnet, sondern auch als Künstlerin, die ganz explizit als Frau spricht. Als „Freigeistin“ eben, die noch nie näher bei sich selbst gewesen sein dürfte, als mit diesem Album. Eine Nähe, die auch bei ihren Fans für größtmögliche Authentizität sorgt.
Eloy de Jong
Stärker
Dass Eloy de Jong nach seinem Austritt beim niederländischen Boyband-Wunder Caught In The Act an Resilienz zugelegt hat, das weiß jeder, der sein Outing und seine Neuerfindung als deutschsprachiger Schlagerpop-Sänger hautnah miterlebt hat. Ob das nun die Tatsache rechtfertigt, dass jedes zweite Wort im labelseitigen Promotext „Stark“ oder „Stärker“ ist, lassen wir mal dahingestellt. Es genügt eigentlich das Wort des Künstlers selbst, der für sich und sein Leben das klassische „Was Dich nicht umbringt, macht Dich nur stärker“ zum Credo erhoben hat. Vor diesem Hintergrund markiert sein viertes deutschsprachiges Album einen weiteren Schritt zu mehr Selbständigkeit und Vielseitigkeit. Ist „Stärker“ deshalb sein „stärkstes“ Album, auf dem er sich von seiner „stärksten“ Seite zeigt? Das liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters oder in den Ohren seiner Zuhörer. Sicher ist jedenfalls, dass diese Erfolgsgeschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Fortsetzung folgt...
Lana del Rey
The Right Person Will Stay
Lana Del Rey bleibt eine echte Ausnahmeerscheinung im in vielerlei Hinsicht gleichgeschalteten Popgeschäft: Mit „The Right Person Will Stay“ setzt sie gut zwei Jahre nach ihrem gefeierten Ausflug unter den „Ocean Blvd.“ ihre persönliche Amerika-Erzählung fort – diesmal mit eher subtilem Country-Einschlag. Ursprünglich unter dem Titel „Lasso“ geplant, klingt das neue Werk nach weiter Prärie, nach staubigen Highways und nach innerer Einkehr. Wobei sich inhaltlich alles um Zugehörigkeit und das Bleiben dreht – nicht mehr nur in der Liebe, sondern im Leben. Musikalisch wagt sich Del Rey mit Mitstreitern wie Luke Laird und Drew Erickson damit zwar durchaus auch in neue Gefilde, insgesamt aber bleibt sie ihrer melancholischen Ästhetik treu. Kein klassisches Country-Album, sondern die neuerliche, stilistisch vielschichtige Metamorphose einer Künstlerin, die gekommen ist, um zu bleiben.
Moncrieff
maybe it’s fine.
Die Geschichte von Moncrieff klingt wie aus einem modernen Pop-Märchen: Der irische Sänger Chris Breheney verlor früh Bruder und Schwester, fand Halt in der Musik – und landete über Umwege und Nebenjobs im Backgroundchor von Adele. Nun legt er mit „maybe it’s fine.“ sein Debütalbum vor – nach Millionen Streams, gefeierten Singles und prominenten Fans wie Elton John. Musikalisch bewegt sich Moncrieff darauf zwischen Soul, Gospel und alternativ angehauchtem Pop, irgendwo zwischen Lewis Capaldi und Rag’n’Bone Man, und mit einer Stimme, die unter die Haut geht. Eigentlich müsste das Album „Definetely Great“ heißen – aber Bescheidenheit gehört zum Mythos des künftig alles überstrahlenden Popstars wohl einfach dazu…
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